
Kronen Zeitung
„QUOTEN UNMENSCHLICH“
„Gregerl“: ÖFB-Stürmer nicht an Messi & Co. messen
Michael Gregoritsch ist angesichts der Stürmer-Situation in Österreich nicht angst und bang. Der treffsicherste Spieler der Teamchef-Ära von Ralf Rangnick sieht das ÖFB-Team auch in den kommenden Jahren an vorderster Front gut aufgestellt. Wenn Marko Arnautovic seine Karriere beende, könne er selbst noch ein bisschen spielen, erklärte der Steirer am Donnerstag im Teamcamp in Windischgarsten. Dazu hofft er auf die Rückkehr eines fitten Sasa Kalajdzic und Newcomer Raul Florucz.
Die Diskussion ist nicht neu. „Wir haben, seitdem ich im Nationalteam bin, immer händeringend nach Stürmern gesucht“, sagte Gregoritsch, im Sommer aus Freiburg zu Bröndby nach Kopenhagen gewechselt, über die öffentliche Wahrnehmung. Dabei habe man damals mit Marc Janko noch einen Angreifer mit sehr, sehr guter Quote gehabt. „Ich glaube, dass Messi, Ronaldo und Haaland uns alle ein bisschen versaut haben“, meinte Gregoritsch. „Weil diese Torquoten sind unmenschlich.“
Mit einer guten Bilanz rückte Florucz beim Team ein: Vier Tore in sechs Liga-Spielen erzielte der 24-Jährige für Union Saint-Gilloise. Der ÖFB-Neuling, der erst ein Länderspiel absolvierte, könne noch mehr aus sich herauskommen, meinte Gregoritsch. „Ich glaube, dass er super Potenzial hat. Er hat einen extrem guten linken Fuß, weiß auch, wo er hinlaufen muss, um gefährlich zu sein.“ Zudem spiele Florucz beim amtierenden Landesmeister und Champions-League-Starter. „Wenn er dort seine Quote so hält, bin ich mir sehr, sehr sicher, dass er kurz- oder mittelfristig gesehen für die Nationalmannschaft unverzichtbar sein wird.“
Treffsicherheit im ÖFB-Team
Zuletzt war das Gregoritsch selbst: In fünf der jüngsten sieben Länderspiele erzielte er ein Tor, darunter im Juni in beiden WM-Quali-Auftaktpartien gegen Rumänien (2:1) und San Marino (4:0). 15 seiner bisher 21 Treffer für Österreich gelangen ihm in den etwas mehr als drei Jahren unter Rangnick. „Einerseits hat es mit dem Spielsystem zu tun. Wir bringen viele Bälle in Situationen, wo ich gefährlich sein kann“, erklärte Gregoritsch. „Wir haben oft sehr weit vorne Balleroberungen, auch bei Standards bin ich oft der Zielspieler.“ Dazu komme seine nun größere Erfahrung.
Der Kern des Nationalteams sei seit 2018 zusammen. Der Teamgeist sei längst nicht mehr nur etwas, über das öffentlich gesprochen werde. „Seit drei Jahren ist es so ein außergewöhnliches Verhältnis, dass wir Dinge erreichen können“, meinte Gregoritsch, der am Samstag (20.45 Uhr) bei der WM-Quali-Fortsetzung in Linz gegen Zypern auch im fünften Länderspiel des Jahres in der Startformation erwartet wird. In seinen bisher vier Auftritten im neuen Linzer Stadion traf der 66-fache Internationale bisher immer. „Ich brauche nicht erzählen, dass ich Selbstvertrauen kriege, wenn ich in ein gewohntes Umfeld komme. Aber es ist kein Wunschkonzert.“
Gutes Gefühl bei Bröndby
Neu ist sein Umfeld beim Klub. „Es ist eine Überwindung gewesen, was Neues zu probieren“, sagte Gregoritsch, der bisher nur Deutsch als Fußball-Sprache kannte. Als Anfang August die Option Bröndby aufgetaucht sei, habe das bei ihm aber etwas ausgelöst. Das Logo des Traditionsklubs sei ihm noch aus Kindheitstagen ein Begriff gewesen. „Es hat ein paar Zeichen gegeben, wo ich mich extrem wohlgefühlt habe.“ Er habe daher auch „blind“ unterschrieben, ohne sich die Gegebenheiten angesehen zu haben – und das für drei Jahre.
1,5 Millionen Euro Ablöse flossen an Freiburg, in den vier Pflichtspielen mit Gregoritsch im Sturm-Zentrum gelang Bröndby aber noch kein Sieg. „Wenn wir wirklich um Titel spielen wollen, müssen wir uns noch ein bisschen straffen, das ist klar“, meinte der Angreifer, der mit ÖFB-Goalie Patrick Pentz einen Landsmann zur Seite hat. „Er ist eine Hilfe gewesen und ist es auch jetzt noch.“
Manche Gepflogenheiten seien in Dänemark anders als in Deutschland – etwa, dass man sich am Spieltag erst eineinhalb Stunden vor Matchbeginn im Stadion treffe. „Ich habe auch noch keinen Geldschein gesehen. Das Land ist in vielen Dingen sehr effizient und smart“, berichtete Gregoritsch. „Wir haben jetzt alles auf einer App, das ist spannend und cool. Digitalisierung fehlt schon noch in Österreich und in Deutschland.“
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